Lamblien rufen die Durchfallerkrankung Giardiasis hervor, die vor allem Reisende als ungeliebtes Urlaubssouvenir mit nach Hause bringen. Die richtige Hygiene kann Sie vor einer Infektion schützen.
Giardia lamblia (auch Lamblien genannt) leben als Parasiten im Darm des Menschen. Dabei lösen die kleinen Mitbewohner die sogenannte Giardiasis aus – Betroffene leiden unter Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen.
Die gute Nachricht ist: Eine Infektion mit Lamblien kommt in Industrieländern wie der Schweiz relativ selten vor. Fachleute schätzen, dass sich circa 8 von 100.000 Menschen pro Jahr mit Lamblien anstecken [1]. Die meisten infizieren sich auf Reisen in südliche Länder, Tropen und Subtropen. Um sich zu schützen, sollten Sie einige Hygieneregeln befolgen!
Was aber sind Lamblien genau und auf welchen Weg gelangen sie in meinen Körper? Was hilft gegen die Erkrankung und welche Hygiene-Tipps sind am wichtigsten? Diese Fragen beantworten wir Ihnen in diesem Artikel.
Was sind Lamblien?
Lamblien sind Einzeller. Sie besitzen kleine Geisseln, mit denen sie sich fortbewegen und sie brauchen einen Wirt, von dem sie sich ernähren. Lamblien können Tiere (auch Haustiere wie Hunde und Katzen) und Menschen befallen und leben dann als Parasiten im Darm.
Gut zu wissen: Geisseln kann man sich wie kleine Fäden vorstellen. Sie sind im Zellkern der Lamblien verankert und werden von dort aus gezielt gedreht. Ähnlich wie ein Propeller können die Geisseln so die gesamte Zelle schubartig bewegen.
Die Infektionskrankheit Giardiasis, die von den Lamblien im Darm ausgelöst wird, ist in Ländern und Regionen mit schlechten Hygienebedingungen besonders häufig. So gibt es viele Fälle in tropischen und subtropischen Gebieten.
Fachleute berichten, dass 80 Prozent der Kinder aus lateinamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Slums mit Giardia lamblia befallen sind. In den hochentwickelten europäischen Ländern sind Lamblien selten – Betroffene infizieren sich meistens auf Reisen, durch Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch oder bei ihren Haustieren [2].
Wie kommen die Lamblien in den Körper?
Die Lamblien gelangen meistens über kontaminiertes Trinkwasser und befallene Lebensmittel in unseren Körper, aber auch eine Schmierinfektion von Mensch zu Mensch ist möglich. Die Lamblien sind in mikroskopisch kleine Zysten verpackt, dadurch können sie unbeschadet in unseren Darm gelangen.
Dort angekommen, zerstören die Lamblien die Zysten mithilfe ihrer Geisseln und halten sich mit kleinen Saugscheiben an der Dünndarmschleimhaut fest. Nun können sie sich vermehren. Sobald die Lamblien in tiefere Darmabschnitte gelangen, werden die Lebensbedingungen für sie schlechter und sie hüllen sich erneut in Zysten, die vom Menschen mit dem Stuhl ausgeschieden werden [2].
Übrigens: Lamblien befallen Tiere genauso wie Menschen, Tiere sind aber lediglich ein Reservoir für die Parasiten, das heisst es treten selten Symptome auf. Der Kot der Tiere kann aber auf Lebensmittel und ins Trinkwasser gelangen. Dadurch wird eine Übertragung auf den Menschen möglich [1].
Wussten Sie das? Die Zysten bleiben in feuchter und etwas kühlerer Umgebung monatelang infektiös, selbst Chlor tötet sie nicht ab – einer der Gründe, warum wir das Wasser aus Pools, Seen und Flüssen niemals schlucken sollten [1]!
Welche Symptome treten bei der Giardiasis auf?
Die Inkubationszeit kann bei Lamblien sehr unterschiedlich ausfallen. Einige Betroffene bemerken Symptome bereits drei bis sieben Tage nach der Infektion, im Schnitt sind es allerdings circa 20 Tage.
Etwa die Hälfte der Betroffenen bemerkt die Infektion nicht, die anderen könnten unter verschiedenen Symptomen leiden, beispielsweise [1], [2]:
- Bauchschmerzen und Krämpfe
- Übelkeit und Appetitlosigkeit
- Blähungen
- fettiger, schleimiger und übelriechender Durchfall
Bei anhaltenden Durchfällen kann der Körper verschiedene Nährstoffe wie Fett, Zucker, Folsäure und Vitamin B12 nicht mehr ausreichend aufnehmen, was zu Nährstoffmängeln und starkem Gewichtsverlust führen kann. Bis zu 40 Prozent der Betroffenen entwickeln eine Laktoseintoleranz [1].
Die Symptome können bis zu vier Wochen bestehen bleiben. In den meisten Fällen klingen die Beschwerden danach ab, sie werden nur selten chronisch.
Wie werden Giardia lamblia festgestellt?
Wenn bei Ihnen der Verdacht auf eine Lamblien-Infektion besteht, kann Ihr*e Ärzt*in die Untersuchung einer Stuhlprobe anordnen. Dabei untersuchen Labore die Probe in der Regel mit dem Mikroskop und können so die winzigen Parasiten erkennen. Manchmal analysiert man die Probe auch auf bestimmte Antigene, die Ihr Körper im Fall einer Infektion mit Lamblien gebildet hat [3].
Mit dem cerascreen® Darmparasiten Test können Sie eine Untersuchung auf Lamblien von zu Hause aus veranlassen. Sie erhalten ein Probenahme- und Einsendekit, mit dem Sie bequem und diskret eine kleine Stuhlprobe nehmen und sie kostenlos zurückschicken. Ein medizinisches Fachlabor analysiert die Probe dann auf Lamblien und andere Parasiten wie Bandwürmer, Zwergfadenwürmer, Peitschenwürmer sowie auf Amöben, Blastozysten und Kryptosporidien.
Übrigens: Lamblien sind nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. Das bedeutet, dass Labore und Arztpraxen, die Giardia lamblia diagnostizieren, dem Gesundheitsamt Bescheid geben müssen [4].
Wie wird die Giardiasis behandelt?
Betroffene ohne Symptome müssen in der Regel nicht behandelt werden, da die Infektion von allein abklingt. Mit weiteren Stuhluntersuchungen in grösseren Zeitabständen kann man kontrollieren, ob die Lamblien den Körper verlassen haben.
Fachleute empfehlen Menschen mit Symptomen eine Behandlung mit Medikamenten, um Nährstoffmängel und starken Gewichtsverlust zu vermeiden. Betroffene können sich von Ihr*er Ärzt*in keimabtötende Medikamente, wie beispielsweise Metronidazol, verschreiben lassen. Meistens bessern sich die Beschwerden dann innerhalb von wenigen Tagen [1].
Es kann vorkommen, dass Betroffene trotz einer Behandlung über Monate Magen-Darm-Probleme haben. Studien weisen darauf hin, dass eine Giardiasis verschiedene Folgeerkrankungen und Beschwerden auslösen kann. Dazu zählen beispielsweise Arthritis, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Muskelerkrankungen und das Reizdarmsyndrom [5].
Tipps: Wie kann ich mich vor einer Infektion mit Lamblien schützen?
Wenn Sie einer Infektion mit Giardia lamblia vorbeugen wollen, ist die richtige Hygiene entscheidend. Fachleute empfehlen beispielsweise [6]:
- Waschen sie sich regelmässig und gründlich Ihre Hände.
- Waschen Sie Obst, Gemüse und Pilze vor der Zubereitung gründlich.
- Halten Sie sich bei Reisen in tropischen und subtropischen Ländern an die Regel „Peel it, cook it or leave it“, also: Lebensmittel schälen, kochen oder auf sie verzichten.
- Nutzen sie in tropischen oder subtropischen Ländern nur abgekochtes Wasser oder abgefülltes Mineralwasser zum Trinken und Zähneputzen. Sie sollten auch auf Eiswürfel verzichten.
- Schlucken Sie kein Wasser, wenn Sie in Pools, Seen, Flüssen oder im Meer schwimmen.
- Wenn Sie Katzen oder Hunde haben: Waschen Sie sich regelmässig die Hände und tragen Sie Handschuhe beim Säubern von Katzenklos oder bei der Gartenarbeit.
Auf einen Blick: Lamblien
Was sind Lamblien?
Lamblien (auch Giardia lamblia genannt) sind Einzeller, die als Parasiten den menschlichen Darm befallen können. Sie gelangen meistens über kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel in den Körper und lösen dann die Infektionskrankheit Giardiasis aus.
Was sind die Symptome der Giardiasis und wie wird sie festgestellt?
Circa 20 Tage nach der Infektion haben Betroffene Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen und Durchfall. Bei manchen Menschen verläuft die Infektion auch ohne Symptome.
Die Lamblien können in einer Stuhlprobe nachgewiesen werden. Ärzt*innen verschreiben dann in der Regel keimabtötende Medikamente. Menschen ohne Symptome müssen nicht behandelt werden, sollten aber ihren Stuhl in regelmässigen Abständen untersuchen lassen.
Wie kann ich mich vor einer Infektion mit Lamblien schützen?
Die richtige Hygiene kann Sie vor einer Infektion schützen. Dazu gehören beispielsweise regelmässiges Händewaschen, gründliches Waschen von Lebensmitteln und das Trinken von abgekochtem oder abgefülltem Wasser auf Reisen.
Quellenangaben
[1] „Dossier: Parasitäre Durchfallerkrankungen – Selten, aber hartnäckig“, Österreichische Ärztezeitung online, Mai 10, 2018. https://www.aerztezeitung.at/archiv/oeaez-2018/oeaez-9-10052018/dossier-parasitaere-durchfallerkrankungen-selten-aber-hartnaeckig.html (zugegriffen Okt. 14, 2020).
[2] S. Schubert und C. Lübbert, „DGIM Innere Medizin - Giardia lamblia“, e.Medpedia - Springer Medizin Verlag GmbH. https://www.springermedizin.de/emedpedia/dgim-innere-medizin/giardia-lamblia?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54676-1_310 (zugegriffen Okt. 15, 2020).
[3] IMD Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam GbR, „Der Lymphozytentransformationstest (LTT) auf Giardia lamblia-Antigen“. https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/lymphozytentransformationstest-ltt-auf-giardia-lamblia-antigen.html (zugegriffen Okt. 23, 2020).
[4] Robert Koch-Institut, „Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2018“, S. 247, 2019.
[5] M. C. Halliez und A. G. Buret, „Extra-intestinal and long term consequences of Giardia duodenalis infections“, World J Gastroenterol, Bd. 19, Nr. 47, S. 8974–8985, Dez. 2013, doi: 10.3748/wjg.v19.i47.8974.
[6] Centers for Disease Control and Prevention, „Prevention & Control: General Public | Giardia | Parasites | CDC“, Dez. 14, 2018. https://www.cdc.gov/parasites/giardia/prevention-control-general-public.html (zugegriffen Okt. 22, 2020).