Osteopenie ist ein Verlust an Knochendichte und gilt als Vorstufe der Osteoporose. In den meisten Fällen wird diese Erkrankung der Knochen erst bemerkt, wenn sie sich zur Osteoporose entwickelt hat. Die wiederum wird häufig nach einem Knochenbruch festgestellt, für den sie das Risiko deutlich erhöht. Lesen Sie hier, wie und wann Osteopenie auftritt und wie Sie ihr vorbeugen können, indem Sie auf die ersten Anzeichen achten und einen gesunden Lebensstil pflegen.
Kurzübersicht: Osteopenie
- Osteopenie ist ein erstes deutliches Anzeichen für den Abbau von Knochengewebe. Sie kann sich zu einer Osteoporose weiterentwickeln.
- Verliert der Knochen an Stabilität und wird unzureichend von der Muskulatur gestützt, kann es zu Knochenbrüchen kommen.
- Regelmässige Bewegung, eine gesunde Ernährung und eine ausreichende Versorgung mit bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen halten die Knochen gesund.
Was ist Osteopenie?
Unsere Knochen sind das Grundgerüst unseres Körpers und verleihen ihm Stabilität, Halt und Beweglichkeit. Sie bestehen aus verschiedenen Mineralstoffen – dabei zu einem grossen Anteil aus Calcium, das wesentlich dazu beiträgt, den Knochen zu stabilisieren. So starr Knochen auch scheinen mögen, sie bestehen tatsächlich aus vielen kleinen Bestandteilen, die sich ständig auf- und wieder abbauen. An diesem Vorgang sind verschiedene Hormone beteiligt, wie zum Beispiel Schilddrüsenhormone [1]. Die eigenen Schilddrüsenwerte zu kontrollieren, kann Ihnen also helfen, Ihre Knochengesundheit im Blick zu behalten.
Bei der Osteopenie weisen die Knochen eine geringere Dichte auf als üblich. Damit ist die Wahrscheinlichkeit von Knochenbrüchen und die Entwicklung einer Osteoporose (auch Knochenschwund genannt) erhöht [2]. Die Osteoporose ist eine weitverbreitete Erkrankung – 17 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen über 70 Jahren sind betroffen. Das Alter, Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus sowie die Ernährungsweise und Bewegung beeinflussen die Entstehung und den Verlauf [3].
Die Osteopenie ist sozusagen eine Vorstufe der Osteoporose, die leider häufig nicht rechtzeitig erkannt wird. Der Prozess kann allerdings verlangsamt werden und Betroffene können eine Osteoporose verhindern, wenn sie richtig handeln.
Fun fact: Das Skelett eines Erwachsenen ist ungefähr sieben bis neun Kilogramm schwer [1]. Das entspricht ebenso in etwa acht Bügeleisen, drei relativ grossen Chihuahuas oder sechs 1,5 Liter PET-Flaschen.
Ursachen und Symptome der Osteopenie
Ganze acht Prozent des menschlichen Skeletts erneuern sich jedes Jahr. Allerdings bauen sich die Knochen ab dem 30. Lebensjahr verstärkt ab [3]. Diesen Abbau können Sie verlangsamen, zum Beispiel mit der richtigen Ernährung. Ein ungesunder Lebensstil wiederum kann das Risiko einer Osteopenie erhöhen.
Frauen haben ein höheres Risiko für Osteopenie als Männer: In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel im Körper [4]. Östrogene sind an der Knochenbildung beteiligt und hemmen den Knochenabbau. Sie wirken direkt auf die Knochenfestigkeit ein [5].
Leider gibt es keine eindeutigen Symptome, die auf Osteopenie hindeuten. Ob dumpfe Rückenschmerzen, eine Buckelbildung oder Verringerung der Körpergrösse erste Anzeichen sein können, müssen Ärzt*innen bewerten. Meistens wird Osteopenie gar nicht mehr festgestellt – eine Diagnose gibt es dann erst, wenn nach einem Knochenbruch eine Osteoporose erkannt wurde [6].
Diagnose der Osteopenie
Wo genau liegt nun der Unterschied zwischen Osteoporose und Osteopenie? Tatsächlich liegt er darin, wie sehr die Knochendichte schon nachgelassen hat. Ärzt*innen geben den Fortschritt der Erkrankung mit dem sogenannten T-Wert an. Den T-Wert bestimmt man mit einer Knochendichtemessung. Als gesund gilt ein T-Wert, der über -1 liegt [7].
- Osteopenie (T-Wert -1 bis -2,5): Vorstufe der Osteoporose
- Präklinische Osteoporose (T-Wert < -2,5): bisher noch keine krankheitsbedingten Knochenbrüche
- Manifeste Osteoporose (T-Wert < -2,5): erste Wirbeleinbrüche, meistens schon durch alltägliche körperliche Belastungen
- Schwere manifeste Osteoporose (T-Wert < -2,5): Knochenbrüche, oft am Oberschenkel oder Unterarm
Gut zu wissen: Auch Frühgeborene können schon eine Osteopenie entwickeln. Eine Forschungsgruppe fand heraus, dass Physiotherapie dagegen helfen kann. Besonders die Reflexlokomotion, bei der Therapeut*innen mit sanften Bewegungen bestimmte Reflexe provozieren, erzielte gute Ergebnisse und begünstigte Knochenbildung und -wachstum der Babys [8].
Wie kann ich Osteopenie vorbeugen?
Einer Osteopenie können Sie am besten vorbeugen, indem Sie sich gesund ernähren und möglichst viel bewegen. Natürlich ist es schwer, Gewohnheiten zu ändern, doch das kann den entscheidenden Unterschied machen. Nährstoffe wie Calcium, Vitamin D, Vitamin K und Folsäure sowie Hormone wie Östrogene sind wichtig für gesunde und starke Knochen. Sie können Ihre Blutwerte auf diese Nährstoffe testen lassen. Sind Sie nicht ausreichend versorgt, können Sie rechtzeitig gegensteuern.
Ernährung
Für eine knochenstarke Ernährung sollten Sie 1000 mg Calcium am Tag zu sich nehmen. Neben Milchprodukten sind mit Calcium angereicherte Milchalternativen und Mineralwässer, Brokkoli, Fenchel und Grünkohl gute Calciumquellen. Am besten essen Sie calciumhaltige Lebensmittel nicht nur einmal am Tag – gerade die wiederholte Zufuhr, besonders am Abend, helfen dem Körper, die Menge gut zu verarbeiten.
Tipp: Manche Nähstoffe hemmen die Bioverfügbarkeit von Calcium im Körper. Dazu zählen Kaffee, schwarzer Tee, zu viel Kochsalz und Oxalate, die beispielsweise in Rhabarber, rote Bete, Spinat und Nüssen stecken. Wenn Sie diese Lebensmittel vor Verzehr dünsten oder einweichen, werden die Oxalate ausgespült [9].
Calcium wird durch Vitamin D besser in die Knochen aufgenommen. Da dieses Vitamin vor allem durch ausgiebiges Sonnenbaden produziert wird und eine ausreichende Versorgung besonders in den Wintermonaten schwer zu erreichen ist, empfehlen Expert*innen häufig Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D.
Vitamin K unterstützt ebenfalls die Knochenfestigkeit. Daher wird der Verzehr von grünem Gemüse und Kohlgemüse empfohlen.
Gewicht und Bewegung
Versuchen Sie Über- und Untergewicht zu vermeiden: Menschen mit Untergewicht fehlen häufig wichtige Nährstoffe, was sich auf die Knochendichte auswirkt. Übergewicht kann die Knochen belasten.
Mit viel Bewegung können Sie Ihre Knochenbildung unterstützen und Ihre Muskulatur aufbauen. Eine starke Muskulatur kann das Skelett besser stützen [5]. Damit Sie Bewegung oder Sport als Routine in Ihrem Alltag unterbringen können und beibehalten, suchen Sie sich am besten etwas aus, das Ihnen Spass macht!
Gut zu wissen: Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Darmmikrobiom und dem Knochenstoffwechsel erforschen. Auch wenn hier noch Fragen offenbleiben, kann es sich lohnen, das Mikrobiom im Blick zu behalten und gegebenenfalls aufzubauen. Es hilft schliesslich bei der Aufnahme von Nährstoffen, die für die Knochengesundheit wichtig sind [10] [11]. In unserem Gesundheitsportal geben wir Ihnen Tipps für eine gesunde Darmflora.
Behandlung der Osteopenie
Wenn Sie eine Osteopenie haben, gilt es, die Knochendichte durch Ernährung und Bewegung zu verbessern. Medikamente werden bei der Osteoporose-Vorstufe meistens noch nicht eingesetzt.
Die oben genannten Massnahmen zur Prävention empfehlen sich auch bei der Behandlung von Osteopenie. Ernähren Sie sich ausgewogen und nehmen Sie bei Nährstoffmängeln nach Rücksprache mit Ihren Ärzt*innen Nahrungsergänzungsmittel ein. Insbesondere Ihre Versorgung mit Vitamin D, Vitamin K, Folsäure und Calcium sollten Sie regelmässig prüfen lassen.
Auch wenn bei Ihnen Osteopenie festgestellt wurde, sollten Sie weiter Sport treiben. Es ist wichtig, die Knochen zu stabilisieren, die Muskulatur aufzubauen und den Gleichgewichtssinn zu trainieren. Entsprechend vielfältig kann also Ihr Bewegungsprogramm aussehen.
Die Knochendichte kann vor allem durch regelmässige Bewegung aufrechterhalten oder sogar etwas aufgebaut werden, indem Sie mit Ihrem eigenen Körpergewicht trainieren. Nehmen Sie also so oft wie möglich die Treppe statt des Fahrstuhls, gehen Sie Wandern oder Joggen. Schwimmen und Radfahren beanspruchen die Knochen zwar weniger, eignen sich jedoch sehr gut als Ausdauertraining und für den Muskelaufbau. Wenn Sie unsicher sind, welcher Sport für Sie geeignet ist, sprechen Sie am besten mit Ihren Ärzt*innen oder Physiotherapeut*innen [12].
Quellen
[1] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Hg.), „Wie funktionieren die Knochen?“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktionieren-die-knochen.html (zugegriffen 14. März 2023).
[2] „Osteopenie - was ist das? Definition | Therapie | Behandlung | Ursachen“, Osteoporose Selbsthilfegruppe Dachverband e.V. https://www.osd-ev.org/osteoporose/osteopenie/ (zugegriffen 10. März 2023).
[3] „Starke Knochen ein Leben lang“, Deutsche Gesellschaft für Ernährung. https://www.dge.de/presse/pm/starke-knochen-ein-leben-lang/ (zugegriffen 13. März 2023).
[4] „Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e.V.“, Osteopenie - was ist das? https://www.osd-ev.org/osteoporose/osteopenie/ (zugegriffen 13. März 2023).
[5] „Risikofaktoren für Osteoporose im Überblick | osteoporose.de“. https://www.osteoporose.de/osteoporose/risikofaktoren (zugegriffen 21. März 2023).
[6] „Osteopenie - Vorstufe der Osteoporose“, Mit Herz & Kopf für starke Knochen. https://www.osteoporose.de/osteoporose/formen/osteopenie (zugegriffen 10. März 2023).
[7] „Osteopenie & weitere Osteoporose-Formen | osteoporose.de“, Mit Herz & Kopf für starke Knochen. https://www.osteoporose.de/osteoporose/formen (zugegriffen 13. März 2023).
[8] G. Torró-Ferrero et al., „Physiotherapie als Präventionsmassnahme gegen Frühgeborenen-Osteopenie erfolgreich“, Neonatol. Scan, Bd. 11, Nr. 4, S. 276–277, Dez. 2022, doi: 10.1055/a-1747-0856.
[9] „osteoporose_ernaehrungsempfehlung.pdf“. Zugegriffen: 21. März 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.mri.tum.de/sites/default/files/seiten/osteoporose_ernaehrungsempfehlung.pdf
[10] Z. Guan u. a., „The Role of Depletion of Gut Microbiota in Osteoporosis and Osteoarthritis: A Narrative Review“, Front. Endocrinol., Bd. 13, 2022, Zugegriffen: 27. März 2023. [Online]. Verfügbar unter: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fendo.2022.847401
[11] K. D. Seely, C. A. Kotelko, H. Douglas, B. Bealer, und A. E. Brooks, „The Human Gut Microbiota: A Key Mediator of Osteoporosis and Osteogenesis“, Int. J. Mol. Sci., Bd. 22, Nr. 17, Art. Nr. 17, Jan. 2021, doi: 10.3390/ijms22179452.
[12] „Bewegung und Sport bei Osteoporose“, gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/bewegung-und-sport-bei-osteoporose.html (zugegriffen 21. März 2023).