Sexuell übertragbare Infektionen sind immer noch ein Tabuthema. Das bringt auch Gefahren mit sich. Denn da zu wenig über Geschlechtskrankheiten geredet wird, bleiben sie oft unentdeckt und unbehandelt - was zu noch mehr Ansteckungen führen kann.
Wenn es um Geschlechtskrankheiten geht, denken viele erst einmal an die Vergangenheit. Die Syphilis, das war doch zu Napoleons Zeiten aktuell und HIV ein Thema der 90er? Doch dieser Gedanke täuscht! Wussten Sie, dass etwa die Zahlen der Neuinfektionen mit Syphilis in Deutschland in den vergangenen Jahren sogar wieder leicht zugenommen haben? Und auch andere sexuell übertragbare Infektionen (STIs) wie Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) und Trichomonose kommen in westlichen Ländern nach wie vor regelmässig vor [1].
Der grosse Vorteil ist heute, dass Ärzt*innen die Geschlechtskrankheiten oft gut behandeln oder sogar heilen können. Doch dazu müssen die Infektionen erst einmal erkannt werden, am besten so früh wie möglich. Lesen Sie in diesem Artikel, welche Symptome auf eine STI hinweisen, wie die Geschlechtskrankheiten diagnostiziert und therapiert werden und wie Sie einer Ansteckung vorbeugen können. Ausserdem: Welche die häufigsten STI sind und was sie ausmacht.
Sie finden in unserem Gesundheitsportal ausserdem weitere Artikel über einzelne Geschlechtskrankheiten:
Was sind Geschlechtskrankheiten?
Geschlechtskrankheiten werden auch sexuell übertragbare Infektionen genannt. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei um Infektionskrankheiten, die in erster Linie durch sexuellen Kontakt weitergegeben werden. Je nach Erreger können die STI die männlichen und weiblichen Genitalien, aber auch den Rachen und den Analbereich betreffen und in einigen Fällen auf andere Körperstellen übergehen.
STI können typische Beschwerden wie starken Ausfluss aus der Harnröhre und Brennen beim Wasserlassen verursachen. In vielen Fällen verlaufen Sie aber auch ohne Symptome, was Diagnose und Behandlung erschwert.
Verantwortlich für die Erkrankungen sind in der Regel verschiedene Viren (zum Beispiel bei HIV, Hepatitis, Herpes simplex, Humanen Papillomaviren), Bakterien (zum Beispiel bei Chlamydien, Gonorrhoe, Syphilis) und Parasiten (zum Beispiel Trichomonas vaginalis). Ausserdem kann es zu einer Überbesiedlung mit Pilzen in der Vaginalflora kommen, beispielsweise mit dem Hefepilz Candida albicans [2].
Was ist der Unterschied zwischen STI und STD? Im englischen gibt es zwei gängige Abkürzungen für Geschlechtskrankheiten. STI steht für “sexuell übertragbare Infektion”. Damit ist nur gemeint, dass sich jemand mit einem Erreger infiziert hat. STD steht für “sexuell übertragbare Krankheit”. Der Begriff wird verwendet, wenn Beschwerden auftreten und die Infektion als Krankheit ausgebrochen ist [5].
Wer ist von Geschlechtskrankheiten betroffen?
Sexuell übertragbare Krankheiten treten am häufigsten unter jungen, sexuell aktiven Menschen auf. Mehr als 50 Prozent derjenigen, bei denen eine Geschlechtskrankheit diagnostiziert wurde, sind Jugendliche oder junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren [3].
Prinzipiell kann sich jeder mit einer STI anstecken. Doch Untersuchungen und gemeldeten Infektionen zufolge haben einige Gruppen ein höheres Risiko [4]:
- Männer, die Sex mit Männern haben (MSM)
- Sexarbeiter*innen
- Menschen, die ungeschützten Sex mit wechselnden Partner*innen haben
- Menschen, die in Regionen leben, in denen STIs besonders verbreitet sind
- Menschen mit schlechtem Zugang zu sexueller Gesundheitsversorgung
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) empfiehlt für diese Risikogruppen regelmässige Tests auf STIs [17].
Die verschiedenen STIs kommen bei den Geschlechtern unterschiedlich häufig vor. So ist zum Beispiel die Gonorrhoe bei Männern deutlich verbreiteter – in der Schweiz zum Beispiel waren Meldedaten zufolge 80 Prozent der Betroffenen männlich. Mit der Syphilis stecken sich sogar zu rund 90 Prozent Männer an. Andere Erreger betreffen wiederum nur Frauen, zum Beispiel Gardnerella vaginalis und eine vaginale Überbesiedlung mit Candida albicans [5], [6].
Wie steckt man sich mit Geschlechtskrankheiten an?
In der Regel erfolgt die Ansteckung mit einer STI während des Geschlechtsverkehrs über betroffene Körperteile oder über Körperflüssigkeiten wie Sperma, Vaginalsekrete oder Urin. Eine Infektion ist sowohl beim Vaginal- als auch beim Oral- und Analverkehr möglich, bei manchen Erreger sogar durch das gemeinsame Benutzen von Sexspielzeug.
Manche Geschlechtskrankheiten, zum Beispiel die Gonorrhoe, übertragen sich fast nur durch den direkten Kontakt zwischen Schleimhäuten. In diesem Fall können die Gonokokken, die die Infektion verursachen, auf Penis, Vagina, Rektum und auch den Rachen übergehen.
Einige Geschlechtskrankheiten können auch über das Blut übertragen werden - unter anderem HIV.
Manche STIs können während der Schwangerschaft oder Geburt auf das Neugeborene übergehen. Das kann unter anderem bei Hepatitis B, HIV, Herpes, Gonorrhoe und Syphilis passieren [7].
Welche Geschlechtskrankheiten gibt es?
Es gibt viele verschiedene Erreger, die Geschlechtskrankheiten auslösen können. Doch nur einige wenige von ihnen sind für einen Grossteil der Infektionen zuständig. Fachleute unterteilen die STIs oft nach den Arten von Erregern, die sie auslösen – also ob Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze verantwortlich sind.
Durch Bakterien verursachte STIs
Verursacht eine bakterielle Infektion eine Geschlechtskrankheit, hat das einen entscheidenden Vorteil: Die Krankheit lässt sich dann häufig mit Antibiotika sehr gut behandeln. Umso wichtiger ist es, dass diese STI schnell erkannt und therapiert werden, damit sie sich nicht weiterverbreiten und keine Schäden an den betroffenen Organen entstehen [2].
Chlamydien werden durch das Bakterium Chlamydia trachomatis ausgelöst und gehören zu den häufigsten STI. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO steckten sich im Jahr 2016 weltweit rund 127 Millionen Menschen mit dem Bakterium an.
Gonorrhoe (Tripper) ist ebenfalls sehr häufig, mit 87 Millionen Neuinfektionen jährlich. Ein wachsendes Problem hier: Die Gonokokken, die die STI auslösen, entwickeln immer mehr Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika.
Syphilis, verursacht durch das Bakterium Treponema pallidum, hat sich in den letzten Jahren wieder in vielen Regionen ausgebreitet. Die Fälle sind unter anderem in den USA stark gestiegen. Wird die Syphilis nicht behandelt, kann sie langfristig schwerwiegende Folgen haben und unter anderem neurologische Schäden und Herzerkrankungen auslösen.
Gardnerella vaginalis ist ein Bakterium, das natürlicherweise im menschlichen Darm vorkommt und dort auch keine Beschwerden verursacht. Wenn es jedoch vom Anus zur Vagina wandert, kann es zu einer Entzündung der Harnröhre kommen und Beschwerden beim Wasserlassen verursachen.
Weitere Bakterien, die zu sexuell übertragbaren Infektionen führen können, sind Mycoplasma genitalium, Mycoplasma hominis, Ureaplasma uralyticum und Ureaplasma parvum.
Durch Viren verursachte STIs
Viren sind Krankheitserreger, die oft schwer wieder loszuwerden sind. Deswegen sind auch virale Geschlechtskrankheiten in der Regel nicht heilbar. Es gibt aber trotzdem Behandlungen, die Beschwerden reduzieren und den Verlauf der Erkrankungen deutlich verbessern können.
HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) ist das Virus, das die Immunschwächeerkrankung AIDS auslöst. Mittlerweile gibt es effektive Medikamente, die es sehr unwahrscheinlich machen, dass eine HIV-Infektion zu einer AIDS-Erkrankung führt. HIV kann sich durch Geschlechtsverkehr übertragen, aber auch über das Blut durch beispielsweise das gemeinsame Nutzen von nicht sterilisierten Nadeln [8].
Herpes-Simplex-Viren – genauer gesagt die beiden Viren HSV-1 und HSV-2 – können auf verschiedenen Wegen in den Körper gelangen. HSV-1 kommt vor allem durch offene Wunden an den Lippen oder auf der Haut hinein. HSV-2 betrifft wiederum Schleimhäute, besonders häufig befällt es dabei die Schleimhaut der Vagina, sehr selten kommt es auch im Mund vor. Herpes ist nicht heilbar und verbleibt lebenslang im Körper, die Beschwerden können aber therapiert werden [9].
Hepatitis-Viren verursachen eine Entzündung der Leber, können chronisch verlaufen und zu langfristigen Leberschäden führen. Einige von ihnen, vor allem die Hepatitis-B-Viren, werden durch Geschlechtsverkehr oder Drogenkonsum mit verunreinigten Spritzen übertragen. Gegen Hepatitis A und B gibt es effektive Impfungen, die für Menschen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko empfohlen werden [10].
Humane Papillomviren (HPV) gehören ebenfalls zu den durch Geschlechtsverkehr übertragenen Erregern. Eine Infektion verläuft oft ohne Symptome und heilt in 90 Prozent der Fälle von selbst wieder aus. Es kann aber auch passieren, dass die HPV sich dauerhaft einnisten und das Krebsrisiko erhöhen. Impfungen können vor dem Virus schützen, empfohlen werden sie für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren und für Erwachsene mit einem hohen Risiko, sich mit der STI anzustecken [11].
Durch Parasiten und Pilze verursachte STIs
Parasiten sind Lebewesen, die auf Kosten eines anderen Wesens, ihres Wirts, leben. Einige von ihnen nisten sich im Genitalbereich ein, zum Beispiel Filzläuse und Krätzmilben, die die Krätze (Scabies) verursachen.
Als richtiger STI-Erreger gilt der Parasit Trichomonas vaginalis. Die von ihm ausgelöste Trichomonase ist die häufigste heilbare Geschlechtskrankheit. Die WHO schätzte, dass sich im Jahr 2011 mehr als 160 Millionen Menschen mit ihr angesteckt haben. Frauen sind häufiger betroffen als Männer – und entwickeln deutlich häufiger Symptome, zum Beispiel eine Scheidenentzündung [12].
Pilze sind wie Bakterien auch ein Bestandteil des menschlichen Mikrobioms und kommen unter anderem in der Darmflora und der Vaginalflora vor. Der Hefepilz Candida albicans etwa lässt sich bei bis zu 70 Prozent der Menschen nachweisen. Frauen können eine Überbesiedlung der Vagina mit Candida entwickeln, was zu einer Scheidenpilz-Infektion führt. Das Risiko dafür erhöht sich unter anderem durch Antibiotikaeinnahme, die Antibabypille und eine Dysbiose der Darmflora.
Was sind die Symptome von Geschlechtskrankheiten?
Je nach der genauen Infektion können die Beschwerden einer STI sehr unterschiedlich ausfallen und sie hängen natürlich davon ab, welche Geschlechtsorgane Sie haben. Manchmal treten die Symptome wenige Tage nach der Infektion auf, in anderen Fällen kommt es sehr spät oder gar nicht zu Beschwerden und Anzeichen.
Es gibt aber einige typische Symptome, die bei vielen Geschlechtskrankheiten auftreten [11]:
- Ungewöhnlicher Ausfluss aus Harnröhre oder Scheide
- Juckreiz und Hautveränderungen im Genitalbereich und am After
- Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen
- Schwellungen und Geschwüre in der Leiste oder an den Hoden
- Zwischenblutungen, starke Monatsblutungen und Regelschmerzen
- Unterleibsschmerzen, zum Beispiel beim Sex (können allerdings auch durch viele andere Erkrankungen verursacht werden)
Sollten Sie solche oder ähnliche Symptome verspüren, kann es sich lohnen, einen STI-Test durchzuführen oder sich ärztlich untersuchen zu lassen.
Wussten Sie das? Die Gonokokken, Auslöser der Gonorrhoe (Tripper), können auch die Augen betreffen – zum Beispiel durch Schmierinfektionen über die Hände. Eine mögliche Folge ist eine eitrige Bindehautentzündung, die unbehandelt sogar zur Blindheit führen kann. Neugeborene können sich während der Geburt mit dieser Augeninfektion anstecken, wenn die Schwangere unter der Gonorrhoe leidet [13].
Folgen von unerkannten und unbehandelten STIs
Manchmal führen STI auch zu Symptomen im restlichen Körper – teilweise erst Jahre, nachdem Betroffene sich angesteckt haben. Es kann zu unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen und Müdigkeit kommen, aber auch zu ernsthaften Spätfolgen. Zu den langfristigen Komplikationen von unbehandelten Geschlechtskrankheiten gehören die folgenden [6], [14], [15]:
- Die Syphilis kann in ihrem späten Stadium Nervenzellen und Organe schädigen und sogar lebensbedrohlich sein.
- Das Humane Papillomvirus kann Zellen beschädigen und damit das Risiko erhöhen, dass Krebserkrankungen entstehen.
- Manche STI, wie Chlamydien und Gonorrhoe, können auf Dauer zu Unfruchtbarkeit führen, vor allem bei Frauen.
Aufpassen sollten ausserdem Schwangere: Bestimmte STIs, wie Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis, können der Gesundheit des Babys schaden oder zu Komplikationen während der Schwangerschaft führen, wenn sie unbehandelt bleiben.
Wie werden Geschlechtskrankheiten diagnostiziert?
Es gibt viele unterschiedliche Tests auf STIs, von körperlichen Untersuchungen über Antikörper-Bluttests bis zu Abstrichen und Urintests auf Bakterien, Viren und andere Erreger. Ärzt*innen entscheiden in der Regel je nach Situation, welche Tests zuerst gemacht werden sollen. Das hängt unter anderen von Ihrem Geschlecht, Ihrem Sexualverhalten und bei Partner*innen festgestellten Erkrankungen ab [11].
Zu welchen Ärzt*innen mit STIs? Die richtigen Fachärzt*innen, um Geschlechtskrankheiten feststellen und behandeln zu lassen, sind Frauenärzt*innen, Urolog*innen und Hautärzt*innen.
STI-Tests für zuhause
Ausserdem gibt es STI-Tests für zuhause, mit denen Sie selbst diskret einen ersten Hinweis auf eine mögliche Geschlechtskrankheit erhalten können. Lassen Sie sich bei einem positiven Ergebnis weiter ärztlich untersuchen und gegebenenfalls behandeln.
Gut zu wissen: Was ist Erststrahlurin? Vermutlich haben Sie schon einmal vom Mittelstrahlurin gehört. Für viele Urintests ist es sinnvoll, eine Probe des Urins zu nehmen, der in der Mitte des Wasserlassens anfällt. STIs aber werden häufig im Erststrahlurin bestimmt. Sie sammeln dabei also den Urin, den Sie direkt zu Beginn des Wasserlassens abgeben.
STI-Schnelltests
Für einige Geschlechtskrankheiten, zum Beispiel Syphilis und HIV, gibt es Schnelltests, die direkt vor Ort ein Ergebnis liefern. Diese Tests sind in der Regel weniger genau als Labortests, dafür aber schneller und günstiger. Wissenschaftler*innen arbeiten an weiteren Schnelltests auf Chlamydien und Gonorrhoe, um die Diagnose und Behandlung der STIs zu beschleunigen – vor allem in Regionen mit schlechtem Zugang zu medizinischer Versorgung [16].
Wann soll ich mich auf Geschlechtskrankheiten testen?
Ein Test lohnt sich auf jeden Fall, wenn Sie Symptome haben, die auf eine STI hinweisen oder wenn bei Ihren Sexualpartner*innen eine STI festgestellt wurde. In diesen Fällen übernehmen auch die Krankenkassen die Kosten, wenn Sie sich von Ärzt*innen untersuchen lassen. Auch wenn Sie das Gefühl haben, sich riskant verhalten zu haben – zum Beispiel wegen ungeschützten Geschlechtsverkehrs mit wechselnden Partner*innen – können Sie bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt nach einem Test fragen.
Schwangere erhalten in der Schweiz unter anderem Blutuntersuchungen auf Syphilis sowie Hepatitis A und B. Bei einem positiven Hepatitis-Test wird das Baby in der Regel direkt nach der Geburt gegen das Virus geimpft.
Wie kann ich Geschlechtskrankheiten vorbeugen?
Der beste Weg, um die Verbreitung von STIs zu stoppen, ist wenn Betroffene die Krankheit schnell erkennen und sich behandeln lassen. Lassen Sie sich also bei verdächtigen Symptomen testen und informieren Sie bei einem positiven Befund die Menschen, mit denen Sie in den letzten Monaten Sex hatten.
Kondome und Femidome richtig nutzen
Zum Vorbeugen von Geschlechtskrankheiten ist der richtige Einsatz von Kondomen oder Femidomen wichtig – besonders, wenn Sie neue oder häufig wechselnde Sexualpartner*innen haben. Kondome bieten keinen hundertprozentigen Schutz, aber sie reduzieren das Risiko einer Infektion deutlich. Wichtig ist, dass sie richtig sitzen und während des Sex nicht abrutschen können.
Achtung, Latexallergie: Wussten Sie, dass Kondome und auch viele Sexspielzeuge aus Latex hergestellt werden? Für Menschen mit einer Latexallergie kann das zu Beschwerden führen. Lassen Sie sich im Zweifelsfall auf eine Allergie testen und suchen Sie latexfreie Alternativen, wenn Sie Latex nicht vertragen.
Sexspielzeug-Hygiene
Einige Geschlechtskrankheiten können sich auch über Sexspielzeug übertragen, zum Beispiel Chlamydien, Syphilis und Herpes. Deswegen ist die richtige Hygiene hier entscheidend. Die Hersteller der Produkte geben oft Vorgaben für die richtige Reinigung und Aufbewahrung, die Sie unbedingt einhalten sollten. Dazu gehört unter anderem, Sexspielzeuge nach der Benutzung zu waschen, sie nicht zu verwenden, wenn Sie offene Wunden an Vagina, After oder Penis haben und Sexspielzeug möglichst nicht gemeinsam zu nutzen [18].
PrEP: Medikamente zur HIV-Prävention
Mittlerweile gibt es spezielle Medikamente, die eine Ansteckung mit HIV weniger wahrscheinlich machen. Diese Mittel nennt man HIV-Präexpositionsprophylaxe oder auch PrEP. Die WHO und auch deutsche und österreichische Fachgesellschaften empfehlen HIV-PrEP für Menschen mit einem hohen HIV-Infektionsrisiko. Dazu gehören unter anderem Männer und Transgender-Personen, die analen Sex ohne Kondom haben sowie Menschen, die sich Drogen spritzen und dabei kein steriles Material verwenden [19].
Die PrEP schützt allerdings nur vor HIV, nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten. Chlamydien und Syphilis zum Beispiel sind unter Männern, die Sex mit Männern haben, überdurchschnittlich verbreitet und können durch Sex ohne Kondome übertragen werden. Ausserdem ist es wichtig, die PrEP genau nach den ärztlichen Vorgaben einzunehmen, damit der Schutz auch wirklich greifen kann. Sonst erhöht sich das Risiko umso mehr, weil sich die Behandelten in falscher Sicherheit wiegen [20], [21].
Wie werden Geschlechtskrankheiten behandelt?
Welche Therapiemöglichkeiten es gibt, hängt von der genauen Infektion ab. Generell gilt: Haben Sie eine Geschlechtskrankheit bei sich erkannt, sollten Sie die Infektion so bald wie möglich ärztlich behandeln lassen.
Dabei erhalten nicht nur Sie eine Therapie – Sie werden auch gebeten, Ihre Sexualpartner*innen der letzten Wochen oder Monate zu kontaktieren, damit diese sich ebenfalls untersuchen lassen können.
Welche Geschlechtskrankheiten sind heilbar?
Bakterielle Infektionen, wie mit Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis, lassen sich meist gut behandeln. Dazu verordnen Ärzt*innen Antibiotika, die die Erreger abtöten. Auch der Parasit Trichomonas vaginalis kann auf diese Weise bekämpft werden [11].
Welche Geschlechtskrankheiten sind nicht heilbar?
STIs, die durch Viren ausgelöst werden, sind in der Regel nicht heilbar. Hepatitis B, das Humane Papillomvirus, HIV und Herpes-Simplex-Viren verbleiben lebenslang im Körper, wenn Sie sie einmal hatten.
Es gibt aber für all diese Krankheiten mittlerweile gute Behandlungen – eine richtig therapierte HIV-Infektion führt zum Beispiel heutzutage fast nie zu einer AIDS-Erkrankung. Und auch Herpes können Ärzt*innen mit antiviralen Medikamenten therapieren und die Beschwerden so deutlich reduzieren.
Geschlechtskrankheiten: Auf einen Blick
Was sind Geschlechtskrankheiten?
Geschlechtskrankheiten, auch sexuell übertragbare Infektionen oder STIs genannt, sind Infektionskrankheiten, die in erster Linie durch Geschlechtsverkehr übertragen werden.
Die Ansteckung kann durch Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr erfolgen, einige der STI können neben Vagina und Penis auch Rektum und Rachen befallen.
Welche Geschlechtskrankheiten gibt es?
Man kann STIs nach der Art ihrer Erreger unterscheiden. Hier finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Geschlechtskrankheiten:
Durch Bakterien ausgelöst werden Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis.
Durch Viren ausgelöst werden HIV, Herpes, Hepatitis und HPV.
Durch Parasiten ausgelöst wird die Trichomonase.
Eine Überbesiedlung der Vaginalflora mit Pilzen kann durch Candida albicans entstehen.
Was sind die Symptome von Geschlechtskrankheiten?
Je nach der genauen STI und den betroffenen Körperstellen können sehr unterschiedliche Symptome auftreten. Typisch für Geschlechtskrankheiten sind ein ungewöhnlicher Ausfluss aus Harnröhre oder Scheide, Juckreiz und Hautveränderungen im Genitalbereich und am After, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie Unterleibsschmerzen.
Einige Geschlechtskrankheiten können auch schwerwiegende Folgen mit sich bringen, wenn sie lange unbehandelt bleiben. Zum Beispiel kann die Syphilis zu Schäden im Nervensystem führen und Chlamydien können unfruchtbar machen.
Wie werden Geschlechtskrankheiten behandelt?
Die Diagnose einer STI erfolgt in der Regel durch Blut- oder Urintests. Einen ersten Hinweis können auch Schnelltests oder Selbsttests für zuhause geben.
Die genaue Behandlung hängt dann vor allem vom Erreger ab. Bakterielle Infektionen und auch einige Parasiten können in der Regel durch Antibiotika therapiert werden.
STIs, die durch VIren verursachen werden, sind meist nicht heilbar. Sie können aber häufig gut behandelt werden, sodass das Risiko von Beschwerden und Komplikationen sinkt.
Quellen
[1] V. Bremer, S. Dudareva-Vizule, S. Buder, M. an der Heiden, und K. Jansen, „Sexuell übertragbare Infektionen in Deutschland“, Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, Bd. 60, Nr. 9, 2017, doi: 10.1007/s00103-017-2590-1.
[2] World Health Organisation, „Sexually transmitted infections (STIs)“. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/sexually-transmitted-infections-(stis) (zugegriffen Juli 20, 2021).
[3] CDC, „Sexually Transmitted Disease Surveillance, 2019“, Centers for Disease Control and Prevention, Apr. 13, 2021. https://www.cdc.gov/std/statistics/2019/default.htm (zugegriffen Juli 20, 2021).
[4] N. Corcoran, „Screening for sexually transmitted infections in high-risk groups“, InnovAiT, Bd. 8, Nr. 12, S. 744–751, Dez. 2015, doi: 10.1177/1755738015602275.
[5] B. für G. BAG, „Gonorrhoe (Tripper)“. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/gonorrhoe.html (zugegriffen Juli 15, 2021).
[6] Robert Koch-Institut, „Syphilis: RKI-Ratgeber“, Nov. 12, 2020. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Syphilis.html
[7] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „STI | Infos zu sexuell übertragbaren Krankheiten“. https://www.liebesleben.de/fuer-alle/sexuell-uebertragbare-infektionen/sti-was-ist-das/ (zugegriffen Juli 21, 2021).
[8] Robert-Koch-Institu, „HIV-Infektion/AIDS - RKI-Ratgeber“, https://www.rki.de/, 2018.
[9] B. für G. BAG, „Herpes simplex (HSV-1, HSV-2)“. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/herpes-simplex.html (zugegriffen Juli 20, 2021).
[10] „Hepatitis“, Deutsche Aidshilfe, Feb. 16, 2010. https://www.aidshilfe.de/hepatitis (zugegriffen Juli 21, 2021).
[11] Deutsche STI-Gesellschaft e.V. (DSTIG) - Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit, „S2-Leitlinie: Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik und Therapie“, 2015, Zugegriffen: Juli 20, 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/059-006l_S2k_Sexuell-uebertragbare-Infektionen-Beratung-Diagnostik-Therapie-STI_2019-09.pdf
[12] „STD Facts - Trichomoniasis“, März 30, 2021. https://www.cdc.gov/std/trichomonas/stdfact-trichomoniasis.htm (zugegriffen Juli 20, 2021).
[13] Deutsche STI-Gesellschaft e.V. (DSTIG) - Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit, „S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe“, 2018. Zugegriffen: Juli 12, 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/059-004l_S2k_Gonorrhoe-Diagnostik-Therapie_2019-03.pdf
[14] Robert-Koch-Institut, „Gonorrhö (Tripper) RKI-Ratgeber“, www.rki.de. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Gonorrhoe.html (zugegriffen Juli 12, 2021).
[15] „RKI - RKI-Ratgeber - Chlamydiosen (Teil 1): Erkrankungen durch Chlamydia trachomatis“. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Chlamydiosen_Teil1.html;jsessionid=DECE0D81EDF9B769144D6142DFEB7FAD.internet071 (zugegriffen Juni 08, 2021).
[16] B. Van Der Pol u. a., „Evaluation of the Performance of a Point-of-Care Test for Chlamydia and Gonorrhea“, JAMA Netw. Open, Bd. 3, Nr. 5, S. e204819, Mai 2020, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2020.4819.
[17] „STD Screening Recommendations - 2015 STD Treatment Guidelines“, Jan. 11, 2019. https://www.cdc.gov/std/tg2015/screening-recommendations.htm (zugegriffen Juli 21, 2021).
[18] „Are sex toys safe?“, nhs.uk, Juni 27, 2018. https://www.nhs.uk/common-health-questions/sexual-health/are-sex-toys-safe/ (zugegriffen Juli 21, 2021).
[19] Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG), „Deutsch-Österreichische Leitlinien zur HIV-Präexpositionsprophylaxe“, 2018, Zugegriffen: Juli 21, 2021. [Online]. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/055-008l_S2k_HIV-Praeexpositionsprophylaxe_2019-01_01.pdf
[20] K. Jansen u. a., „STI in times of PrEP: high prevalence of chlamydia, gonorrhea, and mycoplasma at different anatomic sites in men who have sex with men in Germany“, BMC Infect. Dis., Bd. 20, Nr. 1, S. 110, Feb. 2020, doi: 10.1186/s12879-020-4831-4.
[21] K. Freeborn und C. J. Portillo, „Does pre-exposure prophylaxis for HIV prevention in men who have sex with men change risk behaviour? A systematic review“, J. Clin. Nurs., Bd. 27, Nr. 17–18, S. 3254–3265, 2018, doi: 10.1111/jocn.13990.