Was tun, wenn Erholung nicht mehr ausreicht, um sich nicht mehr ständig müde zu fühlen?
Vielleicht kennen Sie das: Sie fühlen sich bereits am Morgen völlig gerädert – und das trotz ausreichend Schlaf. Die Folgen von ständiger Müdigkeit sind vielfältig, denn häufig fühlen Betroffene sich nicht nur erschöpft, sondern auch antriebslos. Nicht selten fehlt dann die Energie für einen erfolgreichen und aktiven Tag, die Kreativität bleibt auf der Strecke und statt unter Leute zu kommen bleiben Betroffene oft lieber zuhause auf der Couch. Dadurch können nicht nur die eigene Zufriedenheit und das Sozialleben leiden, sondern auch die Leistung im Beruf.
Wir erklären Ihnen die häufigsten Ursachen für ständige Müdigkeit und wie Sie wieder mehr Schwung und Lebenslust in Ihren Alltag bekommen.
Was ist ständige Müdigkeit?
Müdigkeit, häufig auch als Energiemangel, Schlappheit, Erschöpfung oder körperliche Schwäche wahrgenommen, ist ein häufig empfundenes Symptom. Eine deutsche Bevölkerungsbefragung hat gezeigt, dass 31 Prozent der Befragten manchmal oder häufig unter Ermüdungserscheinungen leiden [1]. Tatsächlich ist Müdigkeit einer der Hauptgründe für Besuche bei Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern [2], [3].
Dabei ist ständige Müdigkeit ein komplexes Symptom und nicht abschliessend definiert. Fachleute beschreiben anhaltende Müdigkeit als einen Zustand, der die täglichen Aktivitäten negativ beeinflusst und nicht durch Schlaf, weniger Belastung und Ruhepausen gelindert werden kann [4].
Was sind Anzeichen für ständige Müdigkeit?
Als Anzeichen von ständiger Müdigkeit gelten Erschöpfung, häufiges Gähnen und Antriebslosigkeit. Ermüdete Menschen sind oft auch körperlich und geistig weniger leistungsfähig und neigen dazu, kurz einzuschlafen, ohne es zu wollen. Müdigkeit kann außerdem zu Heißhunger führen – wer ständig müde ist, hat also auch ein erhöhtes Risiko für Übergewicht [1].
Wussten Sie schon? Müdigkeit ist auch ein Merkmal des chronischen Fatigue-Syndroms (ME/CFS), bei dem Betroffene sich trotz Schlaf und Ruhepausen über einen langen Zeitraum erschöpft fühlen. Von chronischer Müdigkeit sprechen Mediziner*innen ab einem Zeitraum von sechs Monaten [4].
Ursachen von ständiger Müdigkeit
Ständige Müdigkeit kann durch eine Vielzahl von Zuständen und Erkrankungen entstehen. Dazu gehören vor allem körperliche und geistige Anstrengungen sowie Stress. Aber auch Krankheiten können die Ursache sein, zum Beispiel:
- Infektionen
- Entzündungen
- Multiple Sklerose
- rheumatische Erkrankungen
- Krebserkrankungen
- Depressionen
- Mangelernährung und Nährstoffmängel
Die genaue Ursache für ständige Müdigkeit ist häufig schwer zu erkennen. Auch ist es möglich, dass mehrere Ursachen zusammenkommen.
Depressionen
Eine häufige Ursache von anhaltender Müdigkeit sind psychische Störungen, insbesondere die Depression. Eine Meta-Studie aus dem Jahr 2016, die 26 Studien zum Thema Müdigkeit untersuchte, hat herausgefunden: Rund jede fünfte Sprechstunde bei Allgemeinmediziner*innen, bei der Müdigkeit behandelt werden soll, hat eine depressive Erkrankung zur Ursache [3].
Psychische Überlastung
Häufig verursachen hohe Anforderungen innere Unruhe, Stress und Erschöpfung. Dabei kann es sich um hohe Anforderungen durch unsere Umwelt oder durch uns selbst in Form von hohen Erwartungen oder Leistungsdruck handeln. Auch ein hektischer und stressiger Alltag kann Müdigkeit hervorrufen. Nicht selten ermüden uns auch emotionale Konflikte, Sorgen und Ängste. Vielen fällt es da schwer, sich Zeit für sich zu nehmen und zu regenerieren oder eine gesunde Ernährung in den stressigen Alltag zu integrieren.
Schon gewusst? Auch Ursachen von aussen, wie beispielsweise der Wegfall gewohnter Aktivitäten oder ein veränderter Tagesablauf, kann Ihre Energie verringern und Sie demotivieren. Versuchen Sie, einen geregelten Tagesrhythmus durch feste Aufsteh-, Essens- und Schlafenszeiten aufrecht zu erhalten.
Schlafstörungen
Ein weiterer häufiger Grund für ständige Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf sind Schlafstörungen und schlafbezogene Atemstörungen wie die Schlafapnoe, die sich negativ auf die Schlafqualität auswirken [4]. Studien zufolge liegen bei 26 Prozent der Menschen, die ihre*n Allgemeinmediziner*in wegen ständiger Müdigkeit aufsuchen, Schlafstörungen vor. Schlafstörungen treten nicht selten gemeinsam mit Depressionen, psychosozialen Belastungen, Schmerzzuständen oder weiteren Erkrankungen auf, die Müdigkeit und Lustlosigkeit sogar verschlimmern können [4].
Mangelerscheinungen
Eine weitere mögliche Ursache von ständiger Müdigkeit sind Mangelerscheinungen. Müdigkeit kann dabei insbesondere durch einen Vitamin-D-Mangel hervorgerufen werden oder durch eine Blutarmut, die sogenannte Anämie, die infolge von Eisenmangel entsteht. Blutarmut hat zur Folge, dass weniger Sauerstoff im Blut transportiert werden kann und Betroffene sich weniger leistungsfähig und schlapp fühlen. Die Blutarmut kann durch viele Erkrankungen hervorgerufen werden, Allgemeinmediziner*innen checken daher das Blutbild auf Hinweise auf eine Erkrankung oder einen Nährstoffmangel. Insbesondere Frauen sind häufig von einer Anämie aufgrund von Eisenmangel betroffen. Schätzungsweise zehn Prozent aller Frauen und zwei Prozent aller Männer sind von einer Blutarmut aufgrund von Eisenmangel betroffen [5].
Weitere Nährstoffe, die fehlen könnten, wenn Sie ständig müde sind, sind Vitamin B12, Folsäure und Magnesium.
Krebserkrankungen
Ständige Müdigkeit ist ein Symptom, das Krebserkrankte sehr oft empfinden. Doch hier gilt Entwarnung, es ist unwahrscheinlich, dass Ihre Müdigkeit auf Krebs zurückgeht – denn liegt eine Krebserkrankung vor, macht sie in der Regel durch andere Symptome auf sich aufmerksam [4]. Eine im Jahr 2021 durchgeführte Literaturrecherche zu Müdigkeit hat ergeben, dass das Symptom nur in 0,6 Prozent der untersuchten Fälle durch unentdeckte Krebserkrankungen verursacht wurde [4].
Hormonelle- und chronische Erkrankungen
Auch Schilddrüsenfunktionsstörungen, wie eine Schilddrüsenunterfunktion, Herzinsuffizienz, Parkinson, rheumatoide Arthritis, Diabetes mellitus und das prämenstruelle Syndrom (PMS) können Müdigkeit hervorrufen.
Häufig kennen die Betroffenen ihre Erkrankungen aber bereits und sind wegen ihnen in Behandlung. Ausserdem gehen die Krankheiten, ähnlich, wie bei den meisten Krebserkrankungen, mit weiteren, spezifischen Symptomen einher. Trotzdem kann es sinnvoll sein, als ersten Schritt in Richtung Diagnose zum Beispiel die Schilddrüsenhormone bestimmen zu lassen oder den Langzeitblutzucker HbA1c, der einen Hinweis auf Diabetes geben kann [4].
Infektionen
Virale und bakterielle Infektionen belasten den Körper sehr und können so zu Ermüdungserscheinungen führen. Insbesondere virale Atemwegsinfekte verursachen Müdigkeitszustände, die noch lange nach der Infektion anhalten können [1].
Dazu kommt, dass es bei Infektionen auch verstärkt zu Therapienebenwirkungen, Schlafstörungen, Angst oder depressiven Verstimmungen kommen kann – alles Faktoren, die häufig zu ständiger Müdigkeit beitragen [4].
Allergien und Unverträglichkeiten
Allergien belasten den Körper ebenfalls und könne ständige Müdigkeit auslösen. Unter den Unverträglichkeiten kann vor allem die Zöliakie, auch bekannt als Glutenunverträglichkeit, Müdigkeit verursachen. Die Allergien und Infektionen machen sich zumeist durch weitere typische Symptome bemerkbar [1].
Medikamente
Zu den Medikamenten, die Müdigkeit auslösen können, zählen unter anderem Antiallergika, Antidepressiva und Antipsychotika sowie antivirale Medikamente.
Tipps gegen ständige Müdigkeit
Ständige Müdigkeit kann viele Ursachen haben – manchmal auch mehrere auf einmal. Daher haben wir hier die sieben wichtigsten Tipps gegen Müdigkeit gesammelt [1]:
Nehmen Sie sich Zeit für sich und zum Regenerieren. Hier können auch Möglichkeiten der Stressbewältigung, Entspannungstechniken und Achtsamkeitsübungen gut helfen!
Achten Sie auf einen gesunden und ausreichenden Schlaf. In unserem Gesundheitsportal finden Sie Tipps zum Ein- und Durchschlafen. Lassen Sie sich gegebenenfalls von Ihrer*m Ärzt*in auf Schlafprobleme untersuchen.
Verzichten Sie auf Suchtmittel wie Alkohol und Zigaretten. Sie können Müdigkeit hervorrufen und wirken sich negativ auf Ihren Gesundheitszustand aus.
Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen mit viel Obst und Gemüse – das beugt Fehl- und Mangelernährung vor und fördert Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden.
Bleiben Sie in Bewegung: Studien haben gezeigt, dass Bewegungsmangel und Müdigkeit zusammenhängen. Wie wär’s also mit einem Spaziergang an der frischen Luft? So können Sie tief durchatmen und ganz nebenher etwas Vitamin D tanken.
Achten Sie auf geregelte Tagesabläufe: Nehmen Sie Frühstück, Mittag- und Abendessen zu den gleichen Zeiten ein und achten Sie auf geregelte Einschlaf- und Aufwachzeiten.
Wenn Sie unter anhaltender Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf und Erholung leiden, zusätzliche starke Beschwerden haben oder die ständige Müdigkeit Ihren Alltag beeinträchtigt, lassen Sie sich von einer*m Ärzt*in untersuchen, um Erkrankungen oder Mangelerscheinungen abklären zu lassen.
Gut zu wissen: In unserem Gesundheitsportal finden Sie Artikel mit Tipps rund um Ernährung und Fitness und dazu, wie Sie mit dem Rauchen aufhören können.
Ständige Müdigkeit - Auf einen Blick
Wie entsteht ständige Müdigkeit?
Ständige Müdigkeit kann viele Ursachen haben. Am häufigsten sind psychische Erkrankungen und Belastungen wie Stress oder ein aus dem Rhythmus geratener Alltag. Schlafstörungen können zu einer geringeren Schlafqualität beitragen.
Müdigkeit kann ausserdem durch Mangelernährung, Krebs und hormonelle Erkrankungen sowie Infektionen, Allergien und Unverträglichkeiten hervorgerufen werden. Diese machen sich in der Regel jedoch meist auch durch weitere, spezifische Symptome bemerkbar.
Was kann man gegen ständige Müdigkeit tun?
Nehmen Sie sich Zeit für sich und nutzen Sie Erholungsstrategien für einen guten Schlaf und das Regenerieren. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung, Bewegung, einen geregelten Tagesablauf und verzichten Sie auf Alkohol und Zigaretten. Wenden Sie sich bei anhaltender Müdigkeit, weiteren Beschwerden oder Beeinträchtigungen des Alltags an Ihre*n Ärzt*in.
Quellen
[1] Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V., „AWMF: S3-Leitlinie Müdigkeit“. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-002.html (zugegriffen 21. Januar 2022).
[2] A. Havdahl, R. Mitchell, L. Paternoster, und G. D. Smith, „Investigating causality in the association between vitamin D status and self-reported tiredness“, Scientific reports, Bd. 9, Nr. 1, S. 1–8, 2019.
[3] R. Stadje u. a., „The differential diagnosis of tiredness: a systematic review“, BMC Family Practice, Bd. 17, Nr. 1, S. 1–11, 2016.
[4] P. Maisel, E. Baum, und N. Donner-Banzhoff, „Fatigue as the Chief Complaint: Epidemiology, Causes, Diagnosis, and Treatment“, Deutsches Ärzteblatt International, Bd. 118, Nr. 33–34, S. 566, 2021.
[5] C. Kattan, Chronische Erschöpfung-nur müde oder wirklich krank? Springer, 2021.